Sehstation

Deutscher Fassadenpreis 2009: Sonderpreis für die „Sehstation“

Der Architekt Andy Brauneis und seine Partner sowie die Zimmerei Bernd Schmid, aus Augsburg, sind für eine im wahrsten Sinne sehenswerte Leistung ausgezeichnet worden. Beim wohl wichtigsten Wettbewerb um erstklassige farbige Fassadenge-staltung, dem Deutschen Fassadenpreis, erhielten sie den Sonderpreis für eine begehbare Raumskulptur.

Münster, 23. September 2009. Farbige Fassadengestaltung auf höchstem Niveau stand im Blickpunkt der Preisverleihung des 18. Deutschen Fassadenpreises auf Gut Havichhorst in Münster. An dem von der Firma Brillux ausgelobten Wettbewerb hatten sich mehrere hundert Architekten, Handwerksbetriebe und Hausbesitzer beteiligt. Unter den elf Preisträgern ist auch ein ganz besonderes Objekt: Für die „Sehstation“, eine begehbare, farbig gestaltete Holzskulptur, belohnte die Wettbewerbsjury den Architekten Andy Brauneis und seine Partner Nicolette Baumeister und Christian Schüller sowie die Augsburger Zimmerei Bernd Schmid.

Prof. Jürgen Braun aus Stuttgart, Vorsitzender der Jury, und Michael Thompson, Geschäftsführer der Firma Brillux, zeichneten auf Gut Havichhorst die Preisträger aus ganz Deutschland aus. Sie würdigten ihre besonderen kreativen Leistungen und ihre hervorragende handwerkliche Arbeit an der Fassade, die zu einer attraktiven Architektursprache und einem lebenswerten Umfeld einen wichtigen Beitrag leisten.

In allen vier ausgelobten Kategorien wurden sehenswerte Objekte mit insgesamt 16.500 Euro Preisgeld prämiert. Neben den traditionell zahlreichen Einreichungen aus den Bereichen Wohn- und Geschäftshäuser, Öffentliche Gebäude sowie Historische Gebäude und Stilfassaden bewarben sich beim Wettbewerb 2009 auch viele gelungene Arbeiten für die Kategorie Industrie- und Gewerbebauten.

 

Zum zweiten Mal überhaupt vergab der Deutsche Fassadenpreis 2009 auch einen Sonderpreis. Er ging im diesjährigen Wettbewerb an eine Raumskulptur mit farbiger Botschaft, die die gebaute Lebensumwelt erlebbar macht. Selten gelingt es, mit wenigen Schritten so viele unterschiedliche Perspektiven auf bestehende Bauten und den Kontext farbiger Wirkungen zu erhaschen wie mit der „Sehstation“, die seit 2008 und noch bis 2010 durch verschiedene Städte Nordrhein-Westfalens tourt. Die mobile Installation aus Holzlamellen ist als begehbares Okular geformt, das die Blicke auf die gebaute Umgebung lenkt. In sich ist der sich verjüngende Quader abgestuft; die Stufensprünge wurden mit farbigen Akzentuierungen rahmenartig in frischen, reinen Tönen hervorgehoben. Je nach Standpunkt ergibt sich so von außen eine durchweg farbige Skulptur oder ein Holzbau mit feinen farbigen Schattierungen. Im Inneren erzeugen die Rahmen einen perspektivischen Farbraum mit erstaunlicher Tiefe. Hier kann und soll man „Sehen lernen“ – so das Motto der Kampagne im Rahmen der Landesinitiative Stadt Baukultur NRW, die die Öffentlichkeit auch mit dieser Installation für die gebaute Umwelt sensibilisieren will. Konzipiert und umgesetzt haben diese „fliegende Ausstellung“ die Augsburger Zimmerei Bernd Schmid sowie der Architekt Andy Brauneis in Zusammenarbeit mit Nicolette Baumeister (Kommunikationsmodule) und Christian Schüller (Tragwerksplanung). Die Jury belohnte die Schöpfer dieser Aktivskulptur, die Farbe und Architektur spielerisch und nachhaltig erlebbar macht, mit dem diesjährigen Sonderpreis.

Bau und Kunst liegen bei den Arbeiten von Andy Brauneis stets nah zusammen. Der Architekt, Stadtplaner und zuvor gelernte Zimmermann, u. a. Stipendiat der Villa Massimo in Rom und Mitglied im Baukunstbeirat der Stadt Augsburg, schuf schon viele temporäre Installationen und künstlerische Objekte mit Bezug zur Architektur. Seine hohen Anforderungen an präzise Ausführungen erfüllte die Zimmerei Bernd Schmid handwerklich perfekt – vom Holzrahmenbau bis zur Farbbeschichtung.